Das Objektiv macht das Bild – ein schon immer geltendes Gesetz in der Fotografie. Selbst der beste Chip im Kleinbild- oder gar Mittelformat mit einer fast unanständigen Pixeldichte, leistet nicht einmal Kompaktkamera-Qualität, wenn das aufgeschraubte Objektiv schlecht abbildet oder falsch gewählt ist. Allerdings tendiert der Markt für Objektive mittlerweile in Richtung Damenhandtasche – man findet nicht, was man sucht (oder braucht) und findet, was man gar nicht haben wollte. Fast wie in einem Irrgarten, verhindern Begriffe wie Brennweiten, Crop-Faktor, Ultraschallmotoren, Lichtstärke, Bildstabilisierung, Aspherische Linsen, chromatische Aberration, Innen-/Aussenfokussierung und Macro-Bereich den kürzesten Weg zu der richtigen Linse, die man für seine Projekte benötigt. Hinzu kommen die wort- und stimmgewaltigen Meinungsmacher in den Foren, die entweder sowieso nur Markenqualität vom Kamerahersteller empfehlen, oder sich in Schreibschlachten verlieren, weil sie den einen oder anderen Zweithersteller bevorzugen. Kurz, der interessierte und potentielle Käufer wird entweder mit vollkommen uninteressanten Daten überlastet, die nichts mit seiner Suche zu tun haben oder komplett ignoriert, weil er ernsthaft mit seinem Blick auf das Budget eine China-Linse in Betracht zieht.

Dieser Artikel soll für den Einsteiger, aber auch für den ambitionierten Fotoamateur neben den sogenannten Basics auch zusätzliche Informationen liefern, welches Objektiv für seine Motivauswahl geeignet ist und was es VOR dem Kauf zu beachten gilt. Qualitätsvergleiche zwischen Firmen und Herstellern wird man hier nicht finden, weil eigentlich jeder Objektivhersteller das eine oder andere Schmuckstück im Portfolio hat. Genug der Vorrede und hinein ins Vergnügen der „objektiven“ Vielfalt.

Früher war alles einfacher

Genau das war es, zumindest bis in die Achtziger Jahre des vorherigen Jahrhunderts. Im Bereich SLR-Amateurfotografie gab es drei „Standardbrennweiten“, die in keiner Ausrüstung fehlen sollten; 35 mm Weitwinkel, 50 oder 55 mm Normalbrennweite und 135 mm Teleobjektiv. Vielleicht auch noch ein Fischeye mit 14 mm oder ein Supertele über 250 mm. Passend zur jeweiligen Kamera bzw. Anschluß (Bajonett oder M42 Schraubgewinde) war die Ausrüstung mit maximal fünf Objektive  komplett. Ein Zoom-Objektiv konnte zur damaligen Zeit den Festbrennweiten in Sachen Abbildungsqualität nicht annähernd das Wasser reichen und wurde nur bei Gelegenheitsknipsern hier und da mal gesehen. Scharf gestellt wurde mechanisch mit Hilfe des Fokusring und der Blendenring sorgte für die Blendenvorwahl. Alles ganz easy, wenn man es ein paar mal probiert hatte.

Als die ersten „SLR-Fotoautomaten“ den Markt eroberten, wurde es ein wenig schwieriger, denn die Objektive enthielten plötzlich elektrische Signalleitungen, die von der Kameraelektronik ausgewertet wurden und somit das Fotografieren an sich erleichtern sollten. Mit dieser technischen Neuerung verlor der bis dahin weit verbreitete M42-Schraubanschluß an Bedeutung und wurde nach und nach durch herstellerspeziefische Bajonett-Anschlüsse ersetzt. Die Auswahl an Objektiven für den Fotoamateur verringerte sich. Dafür gab es erstmals Funktionen wie elektronischen Autofokus. Der war zwar so treffsicher wie ein Schrotgewehr, aber das Summen des Motors weckte die Kauf-Lust bei jedem ambitionierten Fotografen.

Sigma Weitwinkel-Zoom für NikonBild rechts: Ein Objektiv aus der „Zwischenwelt“, nutzbar an einer digitalen, aber auch an einer analogen Kamera mit Nikon F-Bajonett. Das für den Weitwinkeleinsatz vorgesehene Objektiv von Sigma mit einer Brennweite von 17-35 mm ist ein gutes „Immer drauf“- Objektiv, wenn es um Architekturfotografie geht. Der Zoomfaktor von 2 ist so gering, dass sich kaum Nachteile gegenüber Festbrennweiten in diesem Bereich erkennen lassen.  Die hier abgebildete Version mit 82mm Filterdurchmesser zeichnet recht scharf und hat über den kompletten Zoom-Bereich kaum Schwächen in der Abbildungsleistung. Optimale Arbeitsblende 5,6, aber auch bei Offenblende 2,8 noch sehr gut.

Der Einzug der Digitaltechnik in der SLR-Fotografie veränderte den Objektivmarkt drastischer, als alle bisherigen Entwicklungen im Bereich Foto. Der seit 50 Jahren benutzte KB-Film mit dem Maß 24 mal 36mm war plötzlich nicht mehr der Standard für Objektivberechnungen, sondern die Größe des verbauten Foto-Sensors. Und davon gibt es allein im Bereich Spiegelreflex derzeit vier verschiedene Größen (siehe auch Artikel Pixelwahn), KB (24 mal 36 mm), DX (23,7 mal 15,6 mm), APSC (22,3 mal 14,8 mm) und Four- Thirds (17,3 mal 13,0 mm). Hinzu kommt noch der Foveon-Chip (20,7 mal 13,8 mm), der in Sigma Kameras verbaut wird, aber wegen der geringen Verbreitung hier nur der Vollständigkeit halber aufgeführt ist. Der sogenannte Crop-Faktor einer Kamera wurde zum tragenden, aber auch zum tragischen Begriff, wenn man eine bestimmte Brennweite benötigte, denn die Angaben auf dem Objektiv orientieren sich immer noch am Kleinbildformat.

Als Ausgleich erreichte die Entwicklung der Zoom-Objektive neue Höhen. Neue Zoom-Konzepte und Entwicklungen in der Linsentechnik ergaben Objektive, die in Sachen Abbildungsqualität und Schärfe sehr nahe an eine Festbrennweite heran reichten. Davon profitierten wiederum die Käufer, die sich nicht auf eine bestimmte Brennweite festlegen, sondern flexibel jeder Aufnahmesituation begegnen wollten.

Da man heute für fast alle Objektive entsprechende Adapter für Fremdkameras bekommt, kann man sie, wenn auch oftmals eingeschränkt, am eigenen Modell benutzen. Das sichtbare Ergebnis wird jedoch gelegentlich verwundern, denn die unterschiedlichen Sensorgrößen machen die aufgedruckten Objektivdaten für die Brennweite zur Makulatur. Es entsteht Erklärungsbedarf …

Crop-Faktor / Format

Man bekommt nicht immer das, was drauf steht – ein Fakt, der im Bereich Objektiv eine besondere Aufmerksamkeit verdient. Ist man Besitzer einer Kamera mit APS-C-Sensor oder  DX-Format, ist Rechnen angesagt, um die richtige Brennweite für seinen Body zu ermitteln. APS-C und DX-Sensoren haben gegenüber dem Kleinbild eine kleinere Fläche und wenn die Fläche sich reduziert, wird die Brennweite um diesen Faktor der Flächenreduzierung länger. Bei APS-C  (Canon) beträgt dieser Faktor 1,6, bei DX (Nikon) 1,5 und bei Four-Thirds (Olympus) gar 2,0.  Ein 50mm Objektiv wird dadurch zu einer 75mm Brennweite an einer Nikon, bzw. zu einem 80mm-Objektiv an einer Canon oder gar 100mm (fast Telebereich) an einer Olympus. Diese Brennweitenverlängerung sollte man immer beachten, wenn es um ein Objektiv geht, dass an der Kamera verbaut werden soll.

crop_groesse_1Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Objektiven, die speziell für den DX oder APS-C- Sensor hergestellt wurden.  Zu erkennen sind sie an der Bezeichnung, aber auch an der kleineren Linsengröße am Bajonett-Anschluss (Bild links). Bei der Anschaffung eines Objektivs sollte in die Entscheidung einfließen, ob man bei der bisherigen Sensorgröße bleibt, oder eventuell irgendwann mal ein upgrade auf Kleinbildformat vorgesehen ist. Wenn der Preis eine untergeordnete Rolle spielt, ist eigentlich immer das KB-Objektiv eine gute Wahl, denn die Abbildungsqualität ist durch die Nutzung des mittleren, und dadurch genaueren, Objektivbereichs fast immer besser.

Ein Objektiv, dass für einen  KB-Sensor gefertigt wurde, passt immer auch auf einen APS-C oder DX-Sensor, denn die Öffnung am Anschluß ist so groß, dass der kleinere Chip durchgehend ausgeleuchtet wird. Viele Nutzer von APS-C oder DX-Sensoren nutzen sogar ausschliesslich die (wesentlich teureren) KB-Format-Objektive, weil nur der mittlere Bereich des Objektivs genutzt wrd und dieser in der Regel sehr scharf abbildet. Leider bewegen sich brauchbare KB-Objektive in Preisregionen, die oftmals nur den Blick zum Gebrauchtwarenmarkt zulassen.

Für Kamerabesitzer mit kleinerem Chip-Format als KB, die definitiv die Mehrheit unter den Fotoamateuren stellt, gibt es natürlich eine mehr als ausreichende Auswahl an Objektiven. Übrigens ist das Anbringen eines „DX-Objektivs“ an einem KB-Body durchaus möglich, aber nicht sinnvoll und im schlimmsten Fall sogar gefährlich. Da ein Teil des Sensors wegen der kleineren Öffnung nicht belichtet wird, gibt es starke Abschattungen und sogar dunkle Rahmen auf dem Bild. Zudem kann das Objektiv, weil es weiter in das Spiegelgehäuse der Kamera hineinragt, den Spiegel bzw. die Spiegelmechanik eines KB-Bodys beschädigen.

Allerdings gibt es mittlerweile KB-Bodys, an denen relativ gefahrlos Objektive für kleinere Sensoren angebaut werden können und die sogar auf den kleineren Bildauschnitt reagieren, indem sie, einfach ausgedrückt, die Sensorgröße anpassen und Pixel abschalten. Als Beispiel dient hier die Nikon D3. Sie besitzt eine Schaltung, die ein DX-Objektiv erkennt und automatisch einen kleineren Bildausschnitt mit reduzierter Pixelanzahl einstellt. Allerdings darf und sollte man die Bildqualität einer Kamera aus diesem Preissegment nicht mutwillig verschlechtern, nur weil gerade kein passendes Objektiv vorhanden ist.

Brennweite – was ist notwendig ?

Klare Antwort – eine Brennweite, die das ins Auge gefasste Motiv komplett einfängt. Und eine blöde Antwort, weil man damit als Anfänger, der sich noch in der Auswahlphase beim Objektivkauf befindet, nichts anfangen kann. Die Antwort benötigt eine Spezifizierung, die sich aber dann an dem verfügbaren Budget orientiert. Liegt es im eher niedrigen Bereich, sind Zoom-Objektive eine gute Alternative, die ersten Gehversuche im Bereich Amateurfotografie zu absolvieren. Hier wiederum gilt es zu ermitteln, ob ein sogenanntes Superzoom mit einer variablen Brennweite von 18 – 300 mm eine Option ist. Wenn man viel auf Reisen ist und nicht die höchsten Ansprüche an Abbildungsqualität und Schärfe stellt, kann man damit bereits durchgehend befriedigende Ergebnisse erzielen. Kontruktionsbedingt sind sie aber oftmals nur in einem eingeschränkten Bereich gut nutzbar. Bei Anfangs- und Endbrennweite sind die Bilder qualitativ eher bescheiden; bei der Anfangsbrennweite sind zudem sehr starke Verzeichnungen sichtbar. Mit einer höheren Blende kann man zwar durchaus noch etwas mehr Schärfe und Dynamik erreichen, aber durch die verringerte Lichtstärke wird es bei dunkleren Motiven ziemlich knapp mit den Verschlußzeiten – Verwacklungsgefahr droht.

canon18-250

Bild links:Ein dynamisches Duo sind die beiden bildstabilisierten Kit-Objektive 18 – 55 und 55- 250mm von Canon. Zusammen mal gerade für 280 €. Dafür bekommt man einen fast geschlossenen Brennweitenbereich , mit guter bis sehr guter Abbildungsleistung. Die mittleren Zoom-Bereiche beider Objektive erzeugen bei der Sichtung am Computer immer noch ungläubiges Staunen. Für Preis/Leistung-Freunde ein Muß und im gesamten Brennweitenbereich beider Objektive wesentlich besser als ein Reisezoom mit gleicher Reichweitenabdeckung.


Der bessere Weg ist, wenn man schon die Auswahl hat, den Brennweitenbereich aufzuteilen. Ein handelsübliches 18-55mm Kit-Objektiv kann so mit einem 55- 250mm Zoom ergänzt werden. Die Bildergebnisse werden, gegenüber dem Superzoom, mit hoher Wahrscheinlichtkeit sichtbar besser werden, weil die „Range“ der beiden Zoomobjektive in einem mechanisch besser beherrschbaren Bereich liegen. Der Faktor 4 bis max. 5 von der Anfangsbrennweite bis zur Endbrennweite eines Zoom-Objektivs liegt in einem „vernünftigen“ Rahmen, wenn es um die Abwägung Qualität / Preis geht. Behält man den weiter oben erwähnten Crop-Faktor im Auge, erreicht man eine Gesamtbrennweite von 27 – 375 mm – eine durchaus gute Abdeckung, die in 99,9 Prozent der Fälle für ein sehenswertes Foto sorgt. Natürlich muß man dann mindestens einmal im Rahmen einer Foto-Session das Objektiv wechseln, aber es lohnt sich, denn der Qualitätsgewinn ist sichtbar.

Übrigens – die relativ preiswerten Kit-Zooms MIT Bildstabilisator der beiden Hersteller Canon und Nikon haben einen schlechteren Ruf, als sie verdienen. Mit diesen Objektiven sind nicht nur brauchbare, sondern sogar extrem scharfe Aufnahmen möglich, wenn man sich vorher die Mühe macht, die optimale „Arbeitsblende“ für das Objektiv zu ermitteln. Versuch macht klug und kann hier helfen, eine Menge Geld zu sparen. Mitleidige Blicke anderer Fotoenthusiasten sollte man dabei ignorieren. Sie müssen erst einmal den Beweis erbringen, dass ihre teuren Objektive IN IHREN HÄNDEN bessere Ergebniss produzieren.

Zoom oder Festwert?

Zoom-Objektive sind praktisch und  eine feine Sache, wenn man mit „leichtem“ (Foto)Gepäck verreisen möchte und vorher nicht genau weiß, welche Motive das Auge des Fotografen kreuzen. Das beweisen auch recht nüchtern die Verkaufszahlen, denn Zoom-Objektive  sind mit Abstand die beliebteste Form eines Objektivs. Zum einen muß man sich nicht mit einem Koffer oder Taschen voller Objektive abschleppen und zum anderen entfällt das lästige Ab- und Aufmontieren an der Kamera, bei dem auch, je nach Wetterlage, mal Schmutz oder Feuchtigkeit in das Innenleben des Bodys eindringen kann. In jeder Situation die richtige Brennweite zu haben, ist sicherlich nicht die schlechteste Idee.

Eine Festbrennweite ist, wie der Name schon suggeriert, auf einen einzigen Wert festgelegt. Die Linsen besitzen keinen Bewegungsspielraum und können bei der Herstellung im µm-Bereich genau positioniert werden. Je teurer das Objektiv, desto präziser sind die Linsen geschliffen und eingesetzt. Zumindest ist das die Regel. Aber selbst Festbrennweiten von preiswerten Zweitanbietern wie Tamron oder Sigma, sind in der Abbildungsqualität gegenüber teuren Zoom-Objektiven der Markenhersteller oft überlegen. Der Grund liegt in der Beweglichkeit einer oder mehrerer Linsen innhalb des Tubus beim Zoom.

Im Gegensatz zu einer Festbrennweite, sind einzelne Glaselemente nicht starr angeordnet, sondern müssen einen erheblichen Weg innerhalb des Tubus zurücklegen. Die Folge davon sind Abbildungsungenauigkeiten, die sich sichtbar auf die Bildqualität auswirken. Konstruktionsbedingt muß auf einen bestimmter Punkt innerhalb des Zoom-Bereichs kalibriert werden. Daraus resultiert  die Tasache, dass diese Objektive im mittleren Zoom-Bereich am schärfsten abbilden. Als Beispiel soll nochmals das Kit-Zoom von Canon dienen: das 18-55mm / 3,5-5,6 mit Bildstabilisator. Im Bereich  von ca. 20 – 50 mm ist das Objektiv mehr als brauchbar und die Abbildungsqualität ungewöhnlich gut. Unterhalb von 20mm ist zwar an der Schärfe an sich nicht viel auszusetzen, aber die Verzeichnungen werden unangenehm. Oberhalb von 50 mm wird es ein wenig unschärfer.

reisezoomBild rechts: Ein typisches „Reisezoom“ (auf 300 mmm ausgefahren) von Sigma mit einem Brennweitenbereich von 28 – 300mm. Über die Qualität lässt sich kaum streiten, aber für Hobby-Knipser, die sich weniger mit präziser Potraitfotografie beschäftigen und eher Urlaubsbilder mit dokumentarischem Charakter schießen, eine durchaus brauchbare Alternative. Klein und wenig Gewicht sind gerade bei Urlaubstrips in wärmeren Breitengraden nicht zu unterschätzende Faktoren. Abbildungsschärfe bis zum Bildrand oder ausreichende Qualität für Pyramiden und Co – manchmal muß nicht auch noch das letzte Sandkorn in aller Schönheit aufs Foto.

Extremer wirds in Sachen Bildqualität nur noch bei den sogenannten Super-Zooms. 18-300 mm Bereiche können einfach nicht auf ganzer Länge funktionieren, weshalb bei diesen Objektiven von einer brauchbaren Range im Bereich 35 – 200 mm ausgegangen wird (doppelte Anfangsbrennweite und zwei Drittel Endbrennweite). Selbst in diesem Bereich ist aber die Schärfe kaum noch als gut einzustufen. Wer lediglich Urlaubsfotos in der Größe 10 mal 15 präsentieren möchte, dem wird die Unschärfe wahrscheinlich keine Sorgen machen. Ausschnitt-Vergrößerungen fördern aber schnell die Unzulänglichkeiten dieser Objektivklasse zu Tage.

Neben der (Un)Schärfeleistung und der niedrigen Lichtstärke im Endbereich, zeigt sich bei allen Zoom-Objektiven wesentlich ausgeprägter noch ein weiterer, unerwünschter Effekt – die chromatische Abberation. Damit sind Farbfehler gemeint, die an Kanten des Motivs oder an Kontrastschwellen zwischen hell und dunkel entstehen. Auch hier ist die Gefahr, die Fehler auf kleinen 10 mal 15 Abzügen zu sehen, eher gering. Aber selbst bei der Kontrolle auf dem Bildschirm sind sie bereits sichtbar und stören den Fotogenuß.

Das Kaufargument für Zoom-Objektive ist und bleibt das Gewicht und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Wer präzise und weitgehend verzeichnungsfreie Bilder schießen will, sollte immer zu einer Festbrennweite greifen oder, wenn gerade nicht zur Hand, den mittleren Zoom-Bereich nutzen. Lichtstarke Festbrennweiten sind nicht gerade billig, relativ schwer und erfordern das mehrmalige an- und abbauen der Objektive, was, je nach Wind und Wetter, nicht gerade für die nachhaltige Funktionsfähigkeit des Body förderlich ist. Das bessere (schärfere) Bild ist dann aber garantiert – wenn der Fotograf hinter der Kamera sein Handwerk beherrscht.

Festbrennweiten

Der Vorteil einer Festbrennweite ergibt sich naturgemäß aus den Nachteilen eines Zoom-Objektivs. „Knackscharfe“ Bilder bis an den Rand, keine bis kaum sichbare chromatischen Fehler und wesentlich höherere Lichtempfindlichkeit zeichnen eine Festbrennweite aus. Der Nachteil: häufigerer Umbau an der Kamera und höheres Gewicht in der Fototasche, da mehr als ein Objektiv mitgeschleppt wird. Die Nachteile wird fast jeder ambitionierte Fotoamateur gerne in Kauf nehmen, wenn das Ergebnis eine wesentliche Qualitätsverbesseung bedeutet.

canon50mmBild links: 50 mm Festbrennweite von Canon mit einer Lichstärke von 1,8. Ein echter Plastikbomber, auch als Yoghurtbecher verspottet, aber mit einem Preis von gerade mal ca. 100 € ein echter Scharfschütze. Für Nachtaufnahmen eher ungeeignet, da hier bekanntlich der Autofokus kaum oder gar nicht funktioniert und das Objektiv manuell scharf gestellt werden muß. Dieser Vorgang erfordert Geduld, da der manuelle Fokussiering sehr dünn ist und mit dem Objektivtubus glatt abschließt. Ansonsten ist das Objektiv ein echtes Muß für Canonianer, wenn das Budget knapp ausfällt. Mehr Schärfe für weniger Geld gibt es für Canon DSLR´ s nicht.

Der Markt für Festbrennweiten ist mittlerweile so unübersichtlich, dass die Auswahl zur Sisyphusarbeit mutiert. Für Crop-Kameras mit APS-C oder DX-Sensor empfielt es sich, seinen nutzbaren Brennweitenbereich mit einem 24 mm (entspricht ca. 35 mm) Objektiv zu beginnen. Ein lichtstarkes 35, 50 und ein 85 bis 100 mm Objektiv würden bei gut gefüllter Hobbykasse dem mittleren Bereich gut abdecken. Für den Telebereich ist dann alles über 200 mm (entspricht 300 bis 330 mm) gut geeignet. Während das 24er, das 50er und ein 85er fast zur „Pflichausstattung“ gehören, ist jede höhere Brennweite an den Anforderungen des Fotografen gebunden. Tiere abzulichten, gerade äusserst ungesellige Arten, ist aus sicherer Entfernung sinnvoller, als mit einem 100mm Potrait-Objektiv und nur wenigen Metern Abstand. Genausowenig macht es Sinn, das Hochzeitspaar mit einem 300er Tele potraitieren zu wollen. Der Einsatzzweck des Objektivs ist der bestimmende Faktor.

Falls die Fauna nicht zu den beliebten Motiven eines Fotografen gehört und eher die Flora (mit Nahbereich) oder Gebäude die Neugier wecken, sollte über eine Brennweite von unter 16mm nachgedacht werden. In diesem Bereich trennt sich allerdings schnell die Spreu vom Weizen, denn das Problem der Verzeichnung wächst mit immer kleinerer Brennweite exponential. Zwar gibt es keine Garantie, dass teure Objektive der Markenhersteller besser bzw. verzeichnungsfreier sind, aber man darf durchaus davon ausgehen.

Lichtstärke

Die Lichtstärke eines Objektivs ist immer noch, wie zu Zeiten der alten Analogtechnik, ein wichtiges Qualitätskriterium. Zumindest, was den Verkaufspreis betrifft, denn sogenannte „Lichtmonster“ liegen üblicherweise in einer Preisklasse, die das Hobby-Budget eines Fotoamateurs auf eine harte Probe stellt. Es gibt aber gegenüber früher eine Entwicklung, durch die man das Thema hohe Lichtstärke mit etwas mehr Gelassenheit verfolgen kann –  der Bildstabilisator.

Wie im Artikel Pixelwahn schon erwähnt, werden die Kamerasensoren wegen der höheren Pixelanzahl auf gleichbleibender Fläche prinzipbedingt lichtschwächer. Gleichzeitig werden die Objektive durch Bildstabilisatoren immer besser. Es entsteht ein neues Gleichgewicht zwischen lichtschwächeren Sensoren und Objektiven, die immer längere Verschußzeiten zulassen. Früher, in der Prä-DSLR-Zeit, als der Begriff elektronisch gesteuerter Bildstabilisator noch in den Bereich Science-Fiction gehörte, galt die Devise: je lichtstärker, desto besser (und auch teurer).  Nur die Lichtstärke eines Objektivs konnte für kürzere Verschlusszeiten sorgen und damit die Verwacklungsgefahr minimieren, weshalb Werte von 1:1,2 im 50mm-Normalbereich das Non Plus Ultra der Fotografie waren. Für ein ähnliches Ergebnis reicht heutzutage an einer DSLR theoretisch ein 1:1,8 mit Stabilisierung, da in etwa 2 Blendenstufen mit längerer Belichtungszeit hinzugewonnen werden. Theoretisch deshalb, weil natürlich auch noch andere Faktoren wie Fertigungs- und Abblidungsqualität eine Rolle spielen. Hinzu kommt der Fakt, dass Objektive nicht immer bei Offenblende die beste Abbildungsleistung liefern, sondern meist ein bis zwei Blenden darunter perfekt arbeiten. Aber das war auch schon früher so.

Trotzdem ist und bleibt die Lichtstärke eines der wichtigsten Qualitätskriterien im Bereich Objektiv.  Wie immer in der Fotografie ist aber letztendlich das (Bild)Ergebnis entscheidend und wer mit ruhiger Hand auch bei einer 1/4 Sekunde noch gute Fotos aufnehmen kann, ist mit einem stabilisierten 1:1,8 Objektiv, z. B. 35mmm für Crop-Sensoren, auf der sicheren Seite – zum Fünftel des Preises.

Bildstabilisierung (IS/VR)

Hat man seine erste DSLR- Kamera im Elektronikmarkt oder beim Fachhändler entstanden, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein „Kit-Objektiv“ mit Zoom-Eigenschaften angebaut sein. Diese Kit-Objektive sind nicht immer die schlechteste Lösung, allerdings gibt es extreme Ausschläge zu beiden Seiten der Fertigungsqualität. In der preisgünstigen Einsteigerklasse erkennt man sie an dem Bajonett-Anschluß aus Plastik und dem Fehlen einer Stabilisierungsfunktion innerhalb des Objektivs. Während der Plastik-Anschluß in den ersten Jahren eines Objektivlebens kein Problem darstellt, ist die fehlende Stabilisierung in bestimmten Situationen ein Faktor, der zu verwackelten Ergebnissen in Grenzsituationen wie Abendlicht oder schlecht ausgeleuchteten Räumen führen kann.

In den einschlägigen Fachforen wird man oftmals auf den Hinweis stoßen, dass eine Bildstabilisierung ein bis zwei Blenden mehr bringen. Das klingt erst einmal wenig spektakulär, bekommt aber eine Bedeutung, wenn man die Verschlußzeit berücksichtigt. Der „Blendengewinn“ bei Aufnahmen in schlecht beleuchteten Räumen oder bei stark abnehmenden Tageslicht, kann in Verschlußzeit umgewandelt werden. Es ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil, ob man ein Foto mit 1/30 Sekunde oder gar 1/4  Sekunde verwacklungsfrei aufnehmen kann. Je nach Bildstabilisierung (und natürlich ruhiger Hand)  sind nämlich eine viertel Sekunde Belichtungszeit durchaus möglich. Sollten doch einmal winzige Wackelunschärfen auf dem Foto zu erkennen sein, darf man sich mit der Tatsache trösten, dass die Aufnahme ohne Bildstabilisierung gar nicht oder nur mit Blitz möglich gewesen wäre.

Für Fotografen, die fast ausschliesslich mit Stativen arbeiten, ist das Thema Stabilisierung naturgemäß eher von sekundärer Bedeutung. Aber selbst in diesem Fall kann sie nützlich sein, denn der Druck auf den Kameraauslöser kann bei mittlerer Belichtungszeit ebenfalls  zu Verwacklungen führen.

Grundsätzlich ist die Anschaffung eines Objektivs mit Bildstabilisator immer vorzuziehen, denn der Mehrwert zeigt sich oftmals auch in alltäglichen Aufnahmesituationen.  Zum anderen werden die in den Kameras verbauten Sensoren immer hochpixeliger und damit lichtschwächer.  Zwar kompensieren die Kamerahersteller die zunehmende Lichtschwäche mit immer agressiveren Rauschfiltern und Bearbeitungssoftware im Body, aber ein guter Bildstabilisator im Objektiv kann hier erheblich mehr für eine bessere Abbildungsqualität leisten.

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Bilder links: Zwei Zoom-Objektive der Mittelklasse mit Ultraschallmotoren. Links das Canon 28 – 136 mm (USM), rechts das Nikon 16 – 85 mm (SWM). Beide Objektive fokussieren blitzschnell und sind mit Bildstabilisatoren ausgestattet. In dieser Klasse sind selbst Zoom-Objektive sehr abbildungsscharf und erreichen die Qualität einer preiswerten Festbrennweite. Als „immer drauf“-Lösung sind sie in mehr als 95 Prozent aller Fälle von Landschafts-, Architektur- und Motivaufnahmen gut genug, um wunderbare Fotos aufzunehmen. Während das Nikon nur für DX-Sensorgröße geeignet ist, kann das Canon auch auf Kameras mit KB-Sensor ohne Einschränkungen genutzt werden.

Objektivmotoren

Nutzer von Canon-DSLR´s haben schon seit Jahren Motoren in den Objektiven verbaut. Nikon-User, zumindest die, die schon länger DSLR´s des Herstellers besitzen, ist der im Kameragehäuse integrierte Motor ein hilfreicher Geselle, mit dem auch ältere Nikon-Objektive automatisch fokkusiert werden können. Neuere Objektive beider Firmen setzen im mittleren Preissegment auf den eingebauten Ultraschall-Motor, der wesentlich schneller und auch leiser den Fokus einstellt. Wobei das Thema Lautstärke sehr differenziert betrachtet werden muß, denn für den Menschen ist es definitiv leiser. Für Tiere kann es sogar, je nach Höhrfrequenz, wesentlich lauter sein, als ein herkömmlicher Fokus-Motor. Das Einsatzgebiet ist auch hier bestimmend, welche Fokkusiertechnik effektiver und ob die Mehrausgabe für ein Ultraschall-Objektiv sinnvoll ist.

Damit es der potentielle Käufer eines mit Ultraschallmotor bestückten Objektivs nicht zu einfach hat, benutzt jeder Hersteller eine eigene Bezeichnung für diese Technik.

  • Canon: USM (Ultrasonic Motor)
  • Nikon: SWM (Silent-Wave-Motor)
  • Olympus: SWD (Supersonic Wave Drive)
  • Pentax: SDM (Supersonic Dynamic Motor)
  • Sigma: HSM (Hyper Sonic Motor)
  • SONY: SSM (Super Sonic Motor)
  • Tamron: PZD (PieZo Drive)
  • Tamron: USD (Ultrasonic Silent Drive)

Macro-Fotografie

Die Macro-Fotografie findet mittlerweile auch ausserhalb eines begrenzten Foto-Zirkels immer mehr Freunde. Die Möglichkeit, winzig kleine Details scharf auf das Bild zu bekommen, hat einen nicht zu unterschätzenden Reiz. Vorstellungskraft, Geduld und nicht zuletzt ein gutes Objektiv sorgen im Zusammenspiel für überraschende Ergebnisse, die das menschliche Auge in dieser Form niemals wahrgenommen hätte. Für diese Art der Fotografie bieten alle relevanten Hersteller Objektive mit dem Zusatz MACRO an, die relativ nahe an das fotografierende Objekt herangeführt werden können, um eine Abbildungsverhältnis von mindestens 1:1 zu erreichen. Ob Telezoom oder 50mm Festbrennweite – die Auswahl ist riesig. Allerdings locken diese Objektive bei den „Macro-Profis“ lediglich ein müdes Lächeln hervor, denn für die Experten sind 10-15 cm Abstand eine nicht zu akzeptierende Einschränkung. In Millimetern wird hier gerechnet, um ein Verhältnis von mindesten 2:1 zu erreichen. Zum Einsatz kommen in diesem Fall Zwischenringe, die so einen geringen Abstand möglich machen. Diese Abstandsringe gibt es meist in drei (Entfernungs)Größen und unterschiedlicher Ausführung bzw. Qualität. Die preiswertesten Angebote sind aus Plastik und können, im ungünstigen Fall, schlecht angebaut werden und wackeln bedenklich, wenn ein schweres Objektiv noch dranhängt. Bessere Qualität bieten Zwischenringe aus Alluminium und wenn man auch die Automatikfunktionen der Kamera nutzen will, gibt es auch Ringe mit Verbindungskontatkten zum AF-Objektiv.

IMG_9199Bild links: Ein Sigma 50 mm Macro Objektiv mit ausgefahrenem Tubus. Es erlaubt Abbildungen bis zu 1:1, die mit Zwischenringen noch vergrößert werden können.

Der Nachteil dieser Ringe ist, dass man, je nach Entfernung zum Objekt, die Ringe austauschen oder gegebenenfalls zusammenstecken muß, um die richtige Entfernung zu realisiseren. Eine zur Zeit nicht erhältliche (Stand 2013) Alternative, ist der stufenlos verstellbare Macro-Konverter, der, wie ein Macro-Ring, zwischen Kamera und Objektiv geschraubt wird und mittels eines Zoom-Rings die Nähe zum Objekt variiert. Die „Luxusausführung“ dieses Konverters, der bisher nur von asiatischen Firmen sporadisch in Europa angeboten wurde, besitzt sogar ebenfalls die notwendigen Verbindungskontakte für ein AF-Objektiv.

 

Bilder unten: Der Meike Macro-Konverter ersetzt einzelne Zwischenringe durch einen  Zwischentubus, der wie ein Zoom, aber ohne Linsen arbeitet. Die elektrischen Kontakte sind durchgeschaltet und damit kann das aufgesetzte Objektiv wie gewohnt mit dem Kamera-Body kommunizieren. Automatischer Fokus, sowie Zeit- und Blendautomatik funktionieren einwandfrei. Ein spezielles Macro-Objektiv ist nicht nötig, eine normale Festbrennweite wie das Canon 50 mm oder gar das 18-55 mm Kit-Zoom werden so zum Macro-Arbeitsgerät.

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Arbeitet man mit irgendeiner Art von Zwischenringen, eignet sich auch fast jedes Normalobjektiv für die Macro-Fotografie. Ein spezielles Macro-Objektiv ist dann nicht mehr notwendig – der Zeitaufwand für den Umbau allerdings nicht zu unterschätzen. Aufnahmen von Schneckenhäusern sollten noch gelingen, aber schnelle Spinnenbeine sind flotter. Wie auch immer, sollte man sich schon vorher mit den möglichen Aufnahmebedingungen vertraut machen und sein benötigtes Equipment vorbereiten.

Eine lustige, aber teilweise auch sehr effektive und preiswerte Art, in die Macro-Fotografie einzusteigen, ist die Benutzung eines Retro-Adapters. Dabei wird ein Objektiv verkehrt herum mittels eines Adapters an die Kamera geschraubt. Es funktioniert tatsächlich, aber… durch die sehr kleine Linsenöffnung am „falschen Ende“ des Objektivs, wird sehr viel Licht benötigt. Der eingebaute Blitz in den meisten Kameras kann auch nicht helfen, weil das Objektiv das Aufnahmeobjekt wegen der Nähe völlig überdeckt und der Blitzstrahl den Aufnahmebereich gar nicht erreicht. Mit zusätzlichen Leuchten oder externen Blitzen ist aber durchaus Macro-Fotografie möglich.

Alte Schätze – per Adapter einsatzfähig

Ein in den diversen Foto-Foren beliebtes Thema ist die Wiederverwendung von alten Objektiven aus der Prä-Digital-Ära, vorzugsweise mit M42 Schraubanschluss. Pro und Kontra für den Einsatz dieser alten Schätze halten sich die Waage, denn hochklassige Festbrennweiten diverser Premiumhersteller wie Leitz erzielen auch gebraucht noch hochklassige Preise. Ältere Zoom-Objektive spielen unter Puristen sowieso keine Rolle und mit hoher Wahrscheinlichkeit erreichen sie nicht einmal ansatzweise die Abbildungsqualität heutiger Kit-Linsen. Der beliebte Begriff „Scherbe“ oder „Flaschenboden“, Synonym für mangelhafte Schärfe und hohes Verzeichnungspotential, galt lange Zeit als Qualitätsbezeichnung dieser frühen Zoom-Generation. Es muß allerdings nicht zwangsläufig teuer sein, für bestimmte Aufnahmen ein „Altes“ zu ergattern, welches ein gleich gutes oder gar besseres Bildergebnis liefert, als ein aktuelles Objektiv. Für den Bruchteil des Preises.

altglasBild rechts: Zwei alte M42 Schätze, neu belebt. Das Revue 50 mm 1,8 ist ein Garant für scharfe Fotos, wenn man die manuelle Steuerung gut im Griff hat. Auch das 35 mm Beroflex bildet superscharf ab. Beide Objektive arbeiten an Zwischenringen mit Chip zuverlässig mit einer Canon-DSLR zusammen. Nicht alle alten M42-Objektive sind übrigens für solche Experimente geeignet. Rein mechanische Brennweiten sind, neben den Objektiven, die einen Auto/Manuell Umschalter haben, aber kein Problem.

Alte 35mm Weitwinkel oder 50mm Normalbrennweiten finden sich nicht selten auf Flohmärkten für einige Euro. Ist das Objektiv gepflegt, ohne Kratzer, weitgehend staubfrei und weist weder Beschädigungen, noch den berüchtigten Glaspilz auf, ist ein Kauf zu überlegen. Für Canon-DSLR´s gibt es Adapterringe, die zum Beispiel ein M42-Gewinde-Objektiv oder ein Nikon-F-Objektiv gut aufnehmen können. Für Nikon gibt es ebenfalls Adapter, die aber wegen eines abweichenden Auflagemaß eine zusätzliche Linse für den Unendlich-Bereich benötigen. Ersteht man einen Adapter ohne Linse, funktioniert die Scharfstellung nur bis zu einer bestimmten Entfernung.

Natürlich können diese Objektive lediglich im manuellen Modus arbeiten, d. h. sie werden per Hand scharf gestellt und auch die Blende wird über den Blendenring manuell vorgewählt. Ein wenig Hilfe bieten etwas teurere Objektivadapter mit eingebauten Chip, die im Sucher der Kamera wie ein herkömliches Objektiv signalisieren, wenn das Bild scharf ist. Aber ACHTUNG! Diese integrierten (genauer angeklebten) Chips sind auf bestimmte Brennweiten „vorprogrammiert“. Es gibt sie derzeit für 35mm, 50mm und 85mm-Objektive. Schraubt man ein M42-35mm-Objektiv auf einen Adapterring mit vorprogrammierten 50mm Wert, wird es alles andere als scharf.

Zusätzlich sollte das „Altglas“ einen Automatik/Manuell Umschalter besitzen, weil sonst nur Aufnahmen mit Offenblende möglich sind.

Aber warum sollte man überhaupt ein olles 35mm von einer ehemals billigen Porst oder Revue-SLR einem aktuellen Plastiktopf des Kameraherstellers für ca. 100 Euro vorziehen? Die Antwort findet man weiter oben unter dem Abschnitt Crop-Faktor, denn die alten Objektive sind ausnahmslos alle für das KB-Format konstruiert. Selbst im Falle eines preiswert hergestellten NoName-50mm, dass an der alten SLR nicht gerade durch Schärfe an den Bildrändern brillierte, wird von einer Crop-Kamera lediglich im mittleren Bereich genutzt. Auch vor mehr als dreißig Jahren waren die Gläser der Objektive präzise genug geschliffen, um in diesem Bereich eine gute Abbildungsqualität zu gewährleisten. Zweitens sind die älteren Obketive in der damals typischen Metall-Ausführung wesentlich unempfindlicher, was die Ansammlung von Staub im Innenbereich betrifft. Als dritten Grund kann man auch den „Schnäppchen-Faktor“ anführen, denn oft bekommt man ein lichtstarkes 1:1,4 Objektiv für den Bruchteil der Neuanschaffung einer aktuellen Linse mit gleicher Lichtstärke.

adapterBild links: Adapter mit Chip, einmal für M42 Schraubanschluß, einmal für Nikon-Objektive an Canon Kameras. Diese Adapter „simulieren“ eine Scharfstellung des Objektivs bei 50 mm bzw. 35 mm, so dass die Fokusfelder im Sucher aufleuchten. Man sollte den hereinkommenden Daten aber nicht zu sehr trauen, denn unterschiedliche Objektive mit gleicher Brennweite erzeugen mitunter unterschiedliche Scharfstellungen. Wird eine Fokkusierung signalisiert, ist eine zusätzliche Kontrolle durch den Sucher oder über Live-View ratsam.

Es lohnt sich tatsächlich, über die Anschaffung eines Adapters für ältere Objektive nachzudenken, denn wenn man den Brennweitenbereich auf 35mm bis 85mm begrenzt, bekommt man für wenig Geld eine gute Festbrennweite mit mehr als ordentlicher Abbildungsleistung. Besitzer von KB-Sensor-Bodys sollten immer darauf achten, wie weit ein per Adapter aufgesetztes Objektiv in den Spiegelkasten hineinragt. Das billige Schnäppchen kann dann schnell zu hohen Reparaturkosten führen.

Folgende Möglichkeiten für Canon/Nikon mit verschiedensten Adaptern sind möglich (Keine Garantie auf Vollständigkeit). Bei Nikon-Kameras muß berücksichtigt werden, dass viele Fremdobjektive nicht bis auf Unendlich scharf gestellt werden können, wenn der Adapter keine Korrekturlinse besitzt. Bei einigen Objektiven, wie das Mamiya 645, funktioniert die Scharfstellung über den ganzen Bereich ohne Korrekturlinse.

Canon DSLR / Adapter für –  Canon FD, Nikon F, M42, Pentax PK K, Leica R, Pentacon, Olympus OM, T2

Nikon DSLR / Adapter für – Canon FD/FL, M42, Leica M, T2, Pentax K, Contax C/Y, Minolta MD, Mamiya 645

Kunst oder Krempel – Fisheye und andere Kuriositäten

Ist es verwackelt, verzerrt oder etwa Kunst? Diese Frage taucht auf, wenn mit Objektiven gearbeitet wird, die absichtlich den Bildinhalt verfälschen. Am bekanntesten ist hier das Fisheye-Objektiv, dass gerade Linien in schicke Kurven verwandelt und, wie der Name schon sagt, die Perspektive eines Fischauges simmuliert. Klar weiß kein Mensch wirklich, wie ein Fisch eigentlich „sieht“ und seine Umwelt wahrnimmt, aber die gegenüber einem menschlichen Auge höhere Pupillenkrümmung lässt darauf schließen, dass die Welt der Fische nicht gerade mit geraden Linien glänzt.

Durch den Betrachtungswinkel von mehr als dem doppelten des menschlichen Auges, wird das Aufnahmemotiv extrem gekrümmt. Einem guten Fish-Eye gelingt es, bis zu den Bildrändern scharf abzubilden, so dass das fertige Foto ein sehr eigenes, oftmals auch überraschendes Ergebnis zeigt. Sportaufnahmen und Gebäude sind willkommene Opfer eines Super-Weitwinkel-Objektivs. Im Bereich Crop-Kamera liegt die Brennweite eines Fish-Eye bei 6 – 8mm.

holgaBild links: Das Holga! Nicht richtig scharf, falsche Farben und Schatten über dem ganzen Bild. Eigentlich der Albtraum eines jeden Fotografen und trotzdem faszinierend, wenn man es einsetzt. Die aufgenommenen Bilder besitzen den Charme einer Wundertüte – man weiß nie, wie sie geworden sind, bis man sich das Ergebnis am Monitor betrachtet. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, aber selbst diese Einsichtg kann kaum erklären, warum dieser Plastikring weltweit so viele Fans hat.

Das „Holga-Objektiv“ gilt als das schlechteste Objektiv der Welt. Ein billigst hergestellter Plastiktubus enthält als Frontlinse eine Plastikscheibe und am anderen Ende lediglich ein kleines Loch in der schwarzen Auflagefläche. Mit Hilfe eines „Weitenreglers“ kann die Entfernung eingestellt werden, die aber nicht mal ansatzweise präzise ist. Eher ungenau, oder deutlicher, absolut daneben. Was macht nun so ein Plastikteil, dass wegen der Bauart eigentlich immer unscharf ist, Lichtschwäche neu definiert und jede Aufnahme stark vignettiert, zu einem Objektiv, dass sogar extra für DSLR-Bajonett-Anschluss hergestellt wird. Die Antwort liegt genau in den aufgezählten Unzulänglichkeiten, denn mit Holga-Objektiven aufgenommenen Bilder besitzen die Faszination von mehr als hundert Jahre alten Fotos, die mit ähnlicher Technik entstanden sind – mit Lochkameras.

Heraus kommt ein stark vignetiertes Foto, dessen Farben eher dunkel sind und die weiche Unschärfe das gesamten Motiv beherrrscht. Trotzdem besitzen die Aufnahmen eine so spezielle Intensivität, dass eine Betrachtung meist länger dauert, als bei einem herkömmlichen und sauber gezeichneten Foto. Die Darstellungseigenheiten können nicht annähernd von Bildbearbeitungsprogrammen emuliert werden. Das liegt auch daran, dass kein Holga-Objektiv gleich abbildet. Jedes Holga besitzt eine eigene Vignettierung und unterschiedliche Unschärfe-Eigenschaften, die durch die Billig-Komponenten enstehen. Serienstreuung ist hier ein Kriterium, das aus jedem Objektv ein Einzelstück macht. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, ist es fast unmöglich, ein Bild mit dem selben Objektiv und gleichbleibender Beleuchtung zweimal identisch aufzunehmen. Irgendwie scheint sich das Plastik von Aufnahme zu Aufnahme zu verändern. Ein echter Horror für Profis, aber ein Garant für einziartige Bilder. Holga macht Spaß… allerdings nur mit viel Licht. Mittlerweile haben sich ganze Communities gefunden, die das Plastikteil zum Kultobjekt erhoben haben und stolz ihre „Werke“ der Öffentlichkeit präsentieren. Bekanntlich gibt es aber weit merkwürdigere Dinge im Bereich Kunst.

Filter für das Licht

Gutes Licht ist das A und O der Fotografie und stets ein willkommener Pate für scharfe und dynamische Fotos. Manchmal erfordert aber die Idee eines Fotos, das Licht einzugrenzen, zu polarisieren  oder gar zu verringern. Hier sind Filterscheiben gefragt, die es für verschiedene Einsatzgebiete gibt. Auf Grund der Vielzahl von Filtern sollen hier nur die wichtigsten aufgeführt und in ihrer Wirksamkeit beschrieben werden.

Farbfilter (rot,gelb,grün) sind nichts anderes als Objektivvorsätze aus Glas, auf der sich eine einfarbige Folie oder, bei teureren Filterscheiben, eine durchsichtige Farbsubstanz befindet. Anders als der Name suggeriert, werden Farbfilter hauptsächlich in der Schwarz/Weiß-Fotografie eingesetzt, weil bei einem S/W-Foto mit Hilfe der Filterfarbe das Kontrastergebnis verändert werden kann. Seitdem es komplexe Bildbearbeitungssoftware gibt, sind diese Filter selten geworden, da in der Bildbearbeitung wenige Arbeitsschritte genügen, um das gleiche Ergebnis zu erreichen.

polBild rechts: Kennzeichen eines Polfilters ist der Stellring, der hier noch einen kleinen Metallstab zur leichteren Einstellung besitzt.

Anders sieht es bei Nutzung eines Polarisationsfilters aus. Ein Pol-Filter verhindert Spiegelungen von reflektierenden Flächen wie Glascheiben oder Gewässern. Dieser Effekt kann nicht nachträglich eingearbeitet werden, sondern wirkt lediglich bei der Aufnahme des Bildes. Polarisationsfilter-Vorsätze in der Fotografie haben einen zusätzlichen Einstellring, mit der die Filterstärke „reguliert“ werden kann.

UV-Filter waren in früheren SLR-Zeiten ein beliebtes Mittel, um den Film vor zu viel Ultraviolett-Strahlen und damit vor falschen Farben,  z. B. bei Aufnahmen mit grellen Sonnenlicht, zu schützen. Gleichzeitig bekam man einen Schutz für das Objektiv, so dass der UV-Filter schnell zum beliebtesten Aufsatz wurde. Leider hat sich das Verhalten im Bezug auf die Schutzfunktion des UV-Filters für das Objektiv so hartnäckig eingenistet, dass viele DSLR-Besitzer den Vorsatz auch für ihre Digitalkamera verwenden. Nicht gerade sinnvoll, denn jeder Kamerasensor besitzt bereits einen UV-Filter und der zweite Filter vor dem Objektiv verschlechtert nachweisbar das Bildergebnis. Gerade in diesem Bereich investieren die Kamerahersteller viel Zeit und Geld, damit der Sensor-Filter so wenig wie möglich das Foto beeinträchtigt. Mit dem zusätzlichen UV-Aufsatz wird die Arbeit der Ingenieure zunichte gemacht. Wenn die das wüssten…

Als Alternative für den Objektivschutz werden auch oft Sky-Filter vorgeschraubt. Dieser Filter verleiht dem Foto einen ganz leichten Rotstich, der die wärmeren Farbtöne etwas hervorhebt und findet in der Landschaftsfotografie viele Fans. Gleichzeitig sperrt auch dieser Filter das UV-Licht und beinhaltet so eine Art Dreifachfunktion für den Fotografen. Der Nachteil dieses Filtertyps ist eine sichtbare Kontrastminderung des Bildes.

Der Graufilter heißt fachlich korrekt eigentlich Neutraldichtefilter oder abgekürzt ND-Filter. Das muß man jetzt nicht unbedingt wissen, den der Begriff Graufilter ist landesweit üblich und jeder Fotograf oder Foto-Verkäufer sollte wissen, welcher Filtertyp gemeint ist. Die Filter gibt es in unterschiedlicher Lichtdurchlässigkeit, die in Prozent angegeben werden. Das bekannteste Einsatzgebiet dieses Filters ist die Aufnahme von fliessendem Wasser bei sehr hellen Lichtverhältnissen. Hierbei erzeugt der Filter eine Bewegungsunschärfe, die bei kurzen Belichtungszeiten trotz höchster Blende ohne Filter nicht erreicht werden kann. Ein zweites, und sehr gern genutztes, Einsatzgebiet ist die Architekturfotografie. „Störende“ Personen vor einem Gebäude können durch diesen Filter ausgeblendet werden, da sich die Belichtungszeit drastisch verlängert. Das (bewegunslose) Motiv bleibt, die (beweglichen) Störungen verblassen bis zur Unkennlichkeit. Gegen Personen, die sich allerdings nicht von einem Aufnahme-Motiv wegbewegen WOLLEN, hilft selbst der stärkste Graufilter (100%) nichts.

Alle Filtertypen, deren Glas plan ist, wie z. B. UV- oder Skylight-Filter, besitzen zudem einen weiteren Nachteil – die Reflektion der Frontlinse trifft auf den Filter auf und wird dabei wieder auf das Objektiv zurückgeworfen. Die Auswirkungen werden bei Gegenlichtaufnahmen sehr deutlich und führen zu den berüchtigten Lens Flares (Lichtpunkte) auf einem Bild.

Gegenlichtblenden

Eine (teures) Objektiv zu schützen ist eine Sache, einen Nachteil im Bereich Dynamik oder Farbe zu erhalten, eine ganz andere. Dabei gibt es ein Objektivzubehör, dass nach Meinung ALLER Fotoamateure und Profis IMMER auf dem Objektiv angebaut sein soll; sinnvoll, von hohem Nutzen ist und das Objektiv relativ gut schützt – die Gegenlichtblende.

Nichts ist ärgerlicher, als bei der Sichtung von Bildern auf dem Computer plötzlich von Lichtpunkten und das Motiv bedeckende Lichtstrahlen überrascht zu werden. Obwohl man das Bild nach Aufnahme über den Kamera-Bildschirm kontrolliert hatte. Diese „Störungen“ entstehen, wenn das einfallende Licht in einem bestimmten Winkel auf die Objektivlinse trifft. Der Winkel variiert je nach benutztem Objektiv – bei Weitwinkel ist er größer, bei Tele kleiner. Die Gegenlichtblende verhindert diesen unerwünschten Lichteinfall. Wiederum abhängig vom Objektiv, gibt es verschiedene Längen der Blende; kurz für Weitwinkel und länger im Telebereich. Ob Tulpenform oder klassisch rund, die Gegenlichtblende ist ein unverzichtbarer Begleiter auf jeder Fototour und schützt das Objektiv – eine Anschaffung, dessen Wert schnell erkannt wird, wenn sie plötzlich mal fehlt.

Fazit

Nimmt man das Einsatzgebiet als alleiniges Merkmal für die Anschaffung eines neuen (oder alten) Objektivs, ist nur die Brennweite, die Lichtempfindlichkeit und/oder eine Bildstabilisierung und die Abbildungsqualität ausschlaggebend. Teuer bedeutet dabei nicht zwangsläufig auch gut und der low-cost-Markt versteckt so manche Schätzchen, die man nur entdecken muß.  Durch den Crop-Faktor ist ein wenig rechnen angesagt, aber da sich die dafür benötigte Mathematik auf Dritt-Klässler-Niveau bewegt, sollte es den Fotoamateur nicht wirklich belasten. Alles in allem eigentlich eine beschauliche Liste, die man abzuarbeiten hat, um sein Wunschmotiv perfekt abzulichten. Bei aller Technik darf jedoch eines nie vergessen werden… die Technik ist nur Mittel zum Zweck und ein aufregendes, spektakuläres oder einfach nur schönes Foto entsteht immer hinter der Kamera.

Ein Artikel von Jürgen Olejok für photomatik.de © 2013