Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist immer einen Besuch wert. Am Wochenende sogar noch empfehlenswerter, denn dann werden die Gebäude, Schornsteine und Wege bunt beleuchtet und der ambitionierte Fotograf erhält schöne Motive, die das Schleppen der Fotoausrüstung inklusive Stativ lohnenswert machen. Bei allem Lob für die Leistungsfähigkeit von Kameras in Smartphones – hier trennt sich die Spreu vom Weizen und das KB-Format einer DSLM glänzt mit Bildergebnissen, die sich extrem von der Qualität einer Smartphone-Aufnahme unterscheiden. So gut die Software des Telefons auch ist, das „absaufen“ bei dunklen Stellen und die damit einhergehende Unschärfe kann sie nicht verhindern. Auf dem kleinen Bildschirm mag das noch ausreichen, aber bei einem Print von größer als DIN A4 erkennt man die Artefakte deutlich und Details verschwinden in der Dunkelheit.

Eines der beliebtesten Motive im Landschaftspark Nord ist der alte Brückenkran, der bei einbrechender Dunkelheit zum grünen Monster mutiert. Es gibt im Netz hunderte Aufnahmen des Krans, aber mein Anliegen war, die Spiegelung des Krans in dem darunter liegenden Wasserbecken perfekt einzufangen. Für den gewählten Aufnahmeort waren 24mm zu lang. Mit Hilfe des 15-30mm Sigma-Zooms wurde die optimale Länge bei 20-21mm ermittelt. Die Aufnahmen mit dem Zoom waren mittig sehr gut, aber an den Rändern fehlte trotz Blende 8 die Schärfe. Da das Motiv, wenn man es komplett aufnehmen möchte, jedoch bis an den Rand heranreicht, musste eine andere Lösung her.

Dadurch kam zum ersten Mal das Sony 28mm/f2 mit dem 0,75 Aufsatz (21mm) zum echten Aufnahmeeinsatz. Grundsätzlich sind Aufsatzlinsen, die an feste Brennweiten angesetzt werden, im Bereich Schärfe und Bildqualität nicht die erste Wahl. Früher, zu Zeiten des chemischen Films, gab es zahlreiche Hersteller von WW-Adaptern, die man an die damals üblichen 35mm-Objektive anbringen konnte und die Brennweite des Objektivs verkürzten. Da sie aber nicht speziell auf eine bestimmte Objektiv-Berechnung eines Herstellers abgestimmt waren, tendierten die damit gemachten Aufnahmen zwischen akzeptabel und völlig unbrauchbar. Seitdem man mit Hilfe der digitalen Fotografie zeitnah das Ergebnis der Aufnahme auf dem Monitor begutachten kann, sind diese Adapter weitgehend vom Markt verschwunden.

 

Bild: Ein Brennweiten-Duo, das sich nicht hinter 2 einzelnen Objektiven verstecken muß – das Sony 28mm/f2 plus Ultra Wide Konverter 0,75. Für knapp 600€ ist es eine ernst zu nehmende Alternative für Fotoamateure, die ihr knappes Budget im Blick behalten. Leichter und besser als jedes UWW-Zoom bei 21mm und 28mm und an der A7 sehr gut ausbalanciert. Ohne Konverter ist das Objektiv selbst bei Offenblende f2 schon schärfer, als es der Preis vermuten lässt.

Bei dem Sony-Gespann aus 28mm-Objektiv und 0,75 Aufsatz sieht die Sache ganz anders aus. Bei Testaufnahmen wurde schnell deutlich, dass diese Kombination, wenn überhaupt, in der Abbildungsleistung nur sehr gering von der Qualität einer 21mm-Festbrennweite abweicht. Lediglich eine etwas höhere Verzerrung, die aber im RAW-Konverter ausgeglichen werden kann, unterscheidet die Aufnahme von einem echten 21mm-Objektiv. Zwar funktioniert der Autofokus mit dieser Kombination, aber es empfiehlt sich, mit manuellem Fokus zu arbeiten. Gerade bei Dunkelheit, wie beim Artikelbild, macht der AF sowieso keinen Sinn. Zudem zeigen die nativen Sony-Objektive für E-Mount, auch in dieser Kombination, bei der manuellen Fokussierung im Monitor den Schärfepunkt ziemlich exakt in Meter an, was sich in der Praxis als enorm hilfreich erweist.

Das Ergebnis kann sich „sehen“ lassen, denn die Schärfe und Kontrast geben nur wenig Anlass zur Kritik. Kran und Spiegelung sind perfekt, der Bereich vor und hinter der Schärfeebene (bei 30m) beeindruckend und wesentlich detailreicher als die Aufnahmen mit dem Sigma-Zoom. Die Lichtsterne sind gut und, wie immer bei meinen Aufnahmen, sind die Halos um die starken Lichtquellen beabsichtigt. Der aufkommende leichte Winternebel hat einen Teil dazu beigetragen.

Wenn man schon mit schwerer Ausrüstung unterwegs ist, bietet der Landschaftspark aber noch andere Motive, die es wert sind, auf eine Bilddatei zu verewigt zu werden. Das Foto mit den Rotoren wurde, weil die Dämmerung im Winter ziemlich abrupt endet, bei völliger Dunkelheit aufgenommen. Hier wurde der 0,75-Aufsatz entfernt und mit dem 28mm, hohem Blendenwert und 30 Sekunden Belichtungszeit fotografiert. Diese Vorgehensweise beinhaltet Risiken, denn das JPG-Kontrollbild an der Kamera kann nur annähernd das später im Raw-Konverter bearbeitete Foto wiedergeben. Wer mit solch extremen Einstellungen und Lichtverhältnissen fotografiert, sollte schon Erfahrungen im Umgang mit seiner Kamera und Nachtaufnahmen besitzen.

Bild oben: Das Vorschaubild der Kamera nach der Aufnahme zeigte eigentlich nur irgendwas Buntes in schwarzer Umgebung. Aus den Erfahrungen vieler Night-Shootings ist bekannt, dass das RAW-Format noch eine Menge aus so einem Foto herausholen kann, wenn die Schärfe stimmt. Das Sony 28mm/f2 macht hier einen tollen Job.

Im RAW-Konverter wurden dann die Tiefen, sowie der Schwarz-Wert extrem hochgezogen und das erwartete Bildergebnis erzielt. Auch hier zeigt das Sony 28mm/f2 seine Qualitäten. Dafür, dass hier die Schärfeebene bei 12 Metern lag und sich der Hochofen fast 80 Meter weit im Hintergrund befindet, sind die Details bei den vorhandenen Lichtverhältnissen sehr gut abgebildet.

Fazit
Das Sony 28mm/f2 war und ist eine sichere Bank im Bereich Weitwinkel. Über auffällige Serienstreuung, wie bei manchen Sony-Zooms, ist nichts bekannt und wer als Street- oder Landschafts-Fotograf unterwegs ist, weiß diese Brennweite zu schätzen. Zusammen mit dem 0,75-Adapter, der die Brennweite auf 21mm und die Blende auf f2.8 verringert, ergibt sich ein leistungsstarkes Festbrennweiten-Duo, welches in Punkto Schärfe und Abbildungsleistung absolut gute Ergebnisse liefert. Bei Offenblende mag die eine oder andere doppelt so teure Festbrennweite in ihrem Bereich vielleicht noch schärfer abbilden, aber spätestens ab Blende 5,6 kann die Sony-Kombination mithalten. Bedenkt man den Preis für das Duo (ca. 600€) und die ausgezeichnete Qualität der 28mm-Basis, ist eine Empfehlung Pflicht.

Artikel und Fotos von Jürgen Olejok / 2021