Für diesen Artikel ist ein Vorwort erforderlich, denn er beinhaltet persönliche Empfehlungen für den Rat suchenden Amateurfotografen. Dass eine, nicht durch Werbung unterstützte, aber dadurch unabhängige Webseite nicht das komplette Objektivangebot ALLER Hersteller berücksichtigen kann, ist nicht überraschend. Die Auswahl an Objektiven, die im Alltagseinsatz für diesen Artikel getestet wurden, war dennoch vielfältig und entsprach dem Grundgedanken, das beste Preis/Leistungsverhältnis zu erreichen.
Eine Tatsache, die fast jeder Amateurfotograf schon erleben durfte, ist die sogenannte „Serienstreuung“ der angebotenen Objektive. Diese Streuung ist kurioserweise derzeit gehäuft bei Hochpreis-Objektiven von Sony-Zeiss zu beobachten und ich selbst war erst mit dem vierten Exemplar des hochgelobten 16-35mm/f4 Sony-Zeiss zufrieden. Das ist im Bereich Fotografie ein NoGo und Sony muss sich fragen, ob sie die vermutlichen Einsparungen bei der Qualitätskontrolle nicht etwas übertrieben haben. Anders sieht es bei den älteren Minolta-Objektiven aus. Hier gibt es auch eine Serienstreuung, aber sie ist meist nur im Bereich Zoom-Objektive etwas ausgeprägter. Grundsätzlich ist/war festzustellen, dass fast alle Minolta-Gläser gut verarbeitet und ordentlich zentriert waren; die getesteten Festbrennweiten sogar ausnahmlos. Trotzdem kann es natürlich passieren, dass man beim online-Kauf einen unbrauchbaren Flaschenboden erwischt. Deshalb der Tip: IMMER selbst an seiner Kamera das Objektiv antesten. Das erspart in der Regel böse Überraschungen und kein Anbieter wird, wenn sein Objektiv in Ordnung ist, etwas gegen das ausprobieren haben.
Es gibt im Internet zahlreiche Stimmen, die grundsätzlich dazu raten, auf Gebrauchtwaren im optischen Bereich zu verzichten. Unentdeckter Glaspilz oder amateurhaft ausgeführte Reparaturversuche, versteckte Mängel in der Fokussiermechanik oder Elektronik, aber auch Vergütungsfehler sind zwar Ausnahmen, kommen jedoch vor. Da eine Gewährleistung beim Privatverkauf nicht vorhanden ist, gibt es ein Restrisiko für den Käufer. Damit muß man leider leben. Auf der anderen Seite ist es möglich, ein komplettes Objektiv-Setup zu erstehen, dessen Gesamtpreis nicht einmal den Betrag eines einzigen, neuen Objektivs entspricht.
Eigentlich wären noch mehr Empfehlungen in diesem Artikel möglich gewesen, denn z. B. die Minolta Festbrennweiten ab 35mm waren und sind allesamt eine Empfehlung wert. Allerdings gibt es in diesem Segment seit dem Erscheinen der A7 eine extreme Tendenz zu immer höheren Preisen, die bereits fast lächerliche Ausmaße angenommen hat. Klar, man kann ein 25 Jahre altes 100er/2.8 mit Makro für über 300 € anbieten, aber ob der Verkäufer für diesen Preis einen Interessenten finden wird, muss sich noch zeigen. Es ist, keine Frage, ein gutes Objektiv, aber das sind aktuelle Festbrennweiten von Drittherstellern auch. Aus diesem Grund folgen die Empfehlungen in diesem Artikel einem bestimmten Muster: Es soll, wenn möglich, der gesamte Brennweitenbereich eines Amateurfotografen bedient UND es soll für den geforderten Preis das absolut beste Bildergebnis in seiner Klasse erzielt werden. Zumindest das sollte mir gelungen sein.
Einleitung
Bekanntlich ist die Sony A7 in der ersten Version der günstigste Einstieg in den Bereich spiegelloses Kleinbildformat. Gebraucht ist der Body im guten Zustand für knapp 600 € zu bekommen. Man sollte aber bei aller Begeisterung für den großen Bildsensor nicht vergessen, dass man dafür Objektive benötigt, die den Vorteil des Formats auch nutzen. Und diese „vollformattauglichen“ Linsen sind nicht gerade preiswert. Bösartige Stimmen sprechen in Zusammenhang mit Sony vom HP-Effekt, d. h. preiswerte Drucker und teuere Tinte. Studiert man die Preise für Sony-Objektive, ist eine gewisse Ähnlichkeit tatsächlich erkennbar.
Zwar bemüht sich Sony, eine Budget-Linie für ihre 7er Serie aufzubauen, aber in vielen Abbildungsbereichen liegen die Preise für ordentliche Gläser oberhalb der 1000 € Grenze. Das ist für Amateurfotografen kaum zu stemmen. Muss man/frau aber auch nicht, denn es gibt Alternativen, die in diesem Artikel ihren Platz bekommen.
Bild links: Der native „Grundstock“ für die A7 – das 28-70 Zoom, das 28er und 50er Prime für e-mount. Alle drei Objektive, sogar das Zoom, sind abbildungstechnisch qualitativ in der oberen Mittelklasse anzusiedeln. Beim 50er Prime gibt es aber im Auslieferungszustand Probleme mit dem Autofukus. Hier schafft ein Software-update von Sony etwas Abhilfe, aber perfekt ist es danach auch nicht. Was die Abbildungsschärfe betrifft, sind alle drei Objektive ihr Geld mehr als wert. Die beiden Primes schaffen es auch im Bereich Bokeh und Dynamik locker in höhere Qualitätsstufen; das Zoom ist zwischen 35-70 ein echter Allrounder und gehört zu den besten Kit-Linsen, die je in einen Plastiktubus verbaut wurden. Überhaupt ist Schärfe bis zu den Rändern anscheinend ein Kriterium, das Sony bei seinen Objektiven im Fokus hat.
Basis
Es gibt sie – die Budget-Linie für Sonys KB-Format und e-mount Anschluss. Ein 28-70 Zoom, eine 28er /f2 und eine 50er /f1.8 Festbrennweite für zusammen ca. 950 € (gebraucht für ca. 650 €) sind kein schlechter Einstieg in die native Vollformat-Welt. Seit Februar 2017 wird das Set mit einem 85er /1.8 ergänzt, wobei die anvisierten 600 € für ein Budget-Objektiv schon grenzwertig sind. Trotzdem bleiben noch jede Menge Brennweiten übrig, für die es keine nativen und gleichzeitig „bezahlbaren“ Gläser gibt.
Da man bekanntlich fast alles an Objektiven via Adapter an die A7 anschliessen kann, ist das Angebot an mechanisch einstellbaren Gläsern unüberschaubar. Allerdings ist der Autofokus schon eine tolle Erfindung und im Jahre 2017 sicherlich ein Standard-Feature. Im Falle der A7, erste Version, gibt es allerdings ein Problem: da es bei diesem Modell keine Freigabe für den Phasen-AF für Entwickler gibt, sind die meisten Objektive, obwohl mit AF-Funktion ausgestattet, nur manuell nutzbar. Einige wenige Objektive können via elektronischen Adapter von Drittherstellern zwar mit dem Kontrast-Fokus der A7 arbeiten, aber richtig Freunde kommt dabei nicht auf. Drei bis Vier Sekunden bis zur Scharfstellung sind arg lang und das Ergebnis ist trotzdem nicht immer treffsicher. Nun könnte man argumentieren, dass gerade die A7 Serie mit ihren Fokussierhilfen die besten Voraussetzungen für das manuelle Scharfstellen mitbringt, aber Autofokus ist nunmal eine Erleichterung, auf die man ungern verzichten möchte.
Abhilfe schafft in diesem Fall der Sony-eigene Kamera-Adapter LA-EA4, der nicht nur ältere Minolta und Sony-Objektive mit a-mount-Bajonett den Anschluss an die A7 ermöglicht, sondern neben einem eigenen Motor für den Stangenantrieb auch einen eingebauten Phasenautofukus beinhaltet. Phasen-AF und Stangenantrieb sind zwingend notwendig, um mit der A7 und älteren a-Mount-Objektive von Minolta automatisch zu fokussieren. Bei einigen Sony a-mount Gläsern, wie z.B. dem 85er/f2.8, ist der Motor bereits im Objektiv verbaut und der zusätzliche Stangenmotor nicht unbedingt erforderlich.
Bild rechts: Der LA-EA4 Adapter macht aus der Ur-A7 endgültig eine eierlegende Wollmilchsau. Mit Stangenmotor und eingebautem Phasenautofokus-Modul sorgt er für treffsichere Schärfe mit AF. Die durch den durchlässigen und fest verbauten Spiegel verlorenen 0.5 bis 0.7 Blenden sind in 99 Prozent der Aufnahmen locker zu verkraften, denn der Verlust macht sich bei Offenblende nicht im Bokeh des Fotos bemerkbar, sondern ausschliesslich bei der Lichtstärke. Da der Adapter auch einen Stativanschluss besitzt, entlastet er schwere Objektive vom Kamera-Anschluss. Im Freihandgebrauch stört er nur marginal, ist aber für das Gesamtstyling der Kamera nicht gerade förderlich.
Der Anschaffungspreis des LA-EA4 liegt bei knapp über 200 € und er macht, stilistisch betrachtet, aus der schönen Linie der A7 ein hässliches Entlein, aber nun steht einer preiswerten Anschaffung ALLER Brennweiten für die Ur-A7 nichts mehr im Weg.
Der Grund dafür liegt wiederum in der Anzahl von Minolta-Glas, dessen Ruf nicht zu Unrecht als ausgezeichnet zu betiteln ist. Minolta hat in seiner langen Entwicklungsgeschichte nicht nur mit Leica oder Zeiss zusammengearbeitet, sondern diesen Titanen der Linsentechnik oftmals sogar unter die Arme greifen müssen, um akzeptable Zoom-Objektive herstellen zu können.
Warum also nicht einen Linsenpool nutzen, der zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, aber auch an modernen DSLM-Kameras immer noch eine bemerkenswerte Qualität liefert.
Minolta
Bevor jetzt der große Run auf Minolta-Objektive ausgelöst wird, ist eine genauere Analyse in Bezug auf den Unterschied zwischen Film- und Sensor-Kameras notwendig, denn nicht alles, was früher gut war, funktioniert auch ohne Einschränkungen in Verbindung mit einem digitalen Sensor. Beim Film war es weitgehend unerheblich, in welchem Winkel das Licht auf ein Negativ trifft. Beim Sensor ist das anders – je gerader die Lichtstrahlen auf den Chip treffen, desto präziser die Abbildung. Betrachtet man nun den Lichteinfall eines Ultraweitwinkels mit einer Brennweite von < 24mm, ist es fraglich, ob eine für chemischen Film gerechnete Linse das Potential eines Sensors korrekt nutzen kann. Deshalb ist bei Brennweiten unter 24mm immer eine gewisse Vorsicht geboten, wenn es sich um Objektive aus der Prä-Digital-Zeit handelt. Hinzu kommt, dass die Vergütung früher bei weitem nicht die Qualität besaß, die aktuell entwickelte Objektive haben. Das mittlerweile als selbstverständlich genutzte fotografieren direkt ins Sonnenlicht, bereitet weder mit einem Konica-Minolta 17-35, noch mit einem Minolta 20mm Freude. Die Flares sind allgegenwertig und kaum noch oder mit sehr hohem Aufwand im Nachbearbeitungsprozeß zu entfernen. Auch die Randschärfe ist bei beiden genannten Objektiven aus den zuvor genannten Gründen erst ab Blende 11-16 akzeptabel. Da leisten aktuelle Objektive in diesem Brennweitenbereich deutlich mehr.
Ab 35mm ist bei Festbrennweite eigentlich jedes AF-Objektiv aus der Minolta-Reihe eine Überlegung wert. Zwar schränkt die ältere Vergütung der Gläser den Nutzungsumfang ein wenig ein, aber scharf sind sie an der A7 mit LA-EA4-Adapter alle.
Bilder links & rechts: Diese beiden Minoltas sind echte Garanten für Bildqualität und Schärfe. Beide glänzen zusätzlich mit den berühmten „Minolta-Farben“, die man in der Nachbearbeitung zwar schnell wegbekommt, aber kaum bis unmöglich zusätzlich erzeugen kann. Die Aufnahmen besitzen halt ein eigenes Flair.
Das 70-210 wird auch gerne als Potrait-Zoom im Studiobetrieb eingesetzt, weil es über den Bereich von 85-135mm eine beindruckende Schärfe besitzt. Für Freunde der Makro-Fotografie ist die 1:1 Abbildung des 50er ein echter Zugewinn im Objektivpark.
In einem Video von Jason Lanier, einem der bekanntesten Potraitfotografen und FotoYoutuber, sieht man das 70-210/f4 im Alltagseinsatz. Die dabei entstandenen Fotos zeigen in beeindruckender Weise die Leistungsfähigkeit des Objektivs
Empfehlenswert sind aber insbesondere zwei Objektive von Minolta, die unter Bezugnahme bester Preis/Leistungswerte auch keine Konkurrenz von anderen Herstellern haben: das 50mm /f2.8 AF Macro und das 70-210mm AF/ f4, auch Beercan genannt. Beide gehören zu den besten Objektiven, die Minolta jemals gebaut hat und kosten gebraucht und gut erhalten lediglich einen Bruchteil aktueller Gläser. Während das 70-210 Zomm im Bereich zwischen 85- 150mm bei Blende 4 tatsächlich Prime-Qualität bietet, ist das 50er Macro mit Abbildungsmaßstab 1:1 und ausgezeichneter Schärfe bei Offenblende und 50mm eine sichere Bank im Einsatz. Beide zusammen bekommt man gebraucht für ca. 200-250 € – eine Investition, die sich lohnt.
Natürlich gibt es auch bei Minolta echte „Rohrkrepierer“, die von ihrer Abbildungsleistung her eher grenzwertig sind. Dazu gehören fast alle Zoom-Objektive, die den „Kit-Bereich“ zwischen 28 und 105mm abdecken und nur selten mit guter Zentrierung glänzen. Hier hat die Objektiv-Entwicklung der letzten 15 Jahre die größten Qualitätssprünge vollbracht und in Sachen Schärfe und Kontrast deutlich hinzugewonnen. Ausnahme soll das von der „Referenzseite“ für Minolta-Glas, artaphot, gehypte 28-135mm sein. Hier kann ich die Begeisterung nicht ganz nachvollziehen, denn alle drei Objektive dieser Bauart, die ich getestet habe, kamen bei vergleichbarer Brennweite nicht einmal annähernd im Bereich Schärfe und Kontrast an die Abildungsleistung des Sony Kit-Zooms 28-70mm heran. Zwar hätte man noch 60mm mehr Brennweite mit dem Minolta dabei, aber dafür gibts ja das 70-210er Beercan.
Artaphot weisst in ihrem Bericht darauf hin, dass das 28-135mm wegen seiner komplizierten Konstruktion sehr anfällig für Beschädigung sei und deshalb die Abbildungsqualität bei einem Gebrauchtkauf extrem streuen kann. Sorry, aber ein Objektiv, dass eventuell einen kurzen Klaps gegen sein Gehäuse mit Unschärfe beantwortet, ist für mich weder sinnvoll, noch alltagstauglich und somit als „Immer-drauf“ unbrauchbar.
Sony a-mount Objektive
Früher galt die Regel für must-have-Festbrennweiten unter 100mm: 35, 50, 85. Heute hat sich bis auf das Weitwinkel, das jetzt eher bei 28mm liegt, nichts daran geändert. 85mm als klassische Potraitbrennweite sollte in keinem setup fehlen. Das könnte auch das 70-210 von Minolta, aber wenn es eine preiswerte Festbrennweite gibt, sollte man zugreifen. Und die findet man beim Sony a-mount-System und ist ein echter „Plastikbomber“. Von hochwertiger Verarbeitung so weit entfernt, wie New York von Wladiwostok, ist das 85/f2.8 in Sachen Abbildungsqualität ein echtes Wunder. Wie schon die legendären 50er Yoghurtbecher von Canon, überrascht das unscheinbare Ding mit einer Schärfe, die bei drei Mal so teuren Gläsern erwartet wird.
Bild links: „billiger“ gehts ja kaum – das 85er Sony/f2.8 ist alles andere als ein Handschmeichler. Nicht einmal für ein Metall-Bajonett hat es gereicht. Plastik, wohin man auch anfasst. In dieser Machart erinnerts es stark an die Canon-Joghurtbecher der 50mm Klasse, aber genauso, wie diese Becher, ist die Abbildungsleistung des 85er enorm gut. Schwächen im Kontrast werden durch beeindruckende Schärfe bis in den Randbereich selbst bei Offenblende kompensiert. Und da der Kontrast durchaus im Nachbearbeitungsprozeß korrigiert werden kann, bleibt die Schärfe als gutes Argument für eine Anschaffung. Ein mehr als befriedigender Kompromiss.
Die Kontrastwerte sind nicht überragend, aber für Potraits mehr als ausreichend und das Bokeh bei 2.8 ordentlich. Natürlich kann es die Gesamtqualität einer 90er Sony G-lens nicht erreichen, aber wir reden hier über ein Objektiv, dass neu lediglich ein Fünftel des 90er G kostet und gebraucht sogar für ein zehntel der G-Linse zu bekommen ist. Zwar mögen die maximal 3-5 Prozent bessere Abbildungsqualität für Profis ein Argument sein, aber wenn man die Anzahl geschossener Potraitfotos im Leben eines Amateurfotografen betrachtet, ist der zehnfache Preis kaum zu rechtfertigen.
Andere Hersteller und das Problem mit Ultraweitwinkel am Sensor
UWW´s sind, wie oben erwähnt, grundsätzlich für Sensorkameras ein Problem. Aufgabe ist es, das Licht fast senkrecht auf den Chip zu bekommen und bei diesen Brennweiten müssen Glas, Konstruktion und Fertigung gut passen. Lösung: nur mit Prime-Objektiven arbeiten, denn hier ist die Gefahr von Randunschärfe wesentlich geringer. Aber zusätzlich ein 16, 20 und 24mm mitschleppen? Und neben dem Gewicht spielt ja auch der Preis eine Rolle, denn für diese drei Festbrennweiten wären im besten Fall auch mindestens 1000 € fällig. Für den Fotoamateur keine Option, denn das Budget bestimmt die Vorgabe.
Also doch ein Zoom. Aber 1200 € für ein 16-35 Zeiss? Unbestritten gehört das 16-35 Zeiss von Sony zu den besten Ultraweitwinkeln der Fotoszene – WENN man ein perfekt zentriertes Exemplar erwischt. Und preiswerte Alternativen sind rar gesäht, zumindest, wenn es nicht ganz so teuer werden darf und man auch in diesem Bereich auf Autofokus nicht verzichten will.
Bild rechts: Das Sigma 15-30mm D (wichtig ist hier tatsächlich das D, denn es hat gegenüber des „alten“ 15-30mm einige mechanische Verbesserungen) gehört zu den wenigen UWW´s für das a-mount-System von Sony. Die Nachfrage übersteigt bei weitem das Angebot, aber Mondpreise sollte man dafür nicht bezahlen. Grundsätzlich ist es derzeit die beste Alternative zum 16-35 Sony Zeiss, auch wenn es bei Blende 4 in Sachen Schärfe nicht an das Zeiss heranreicht. Ab Blende 8 ist es aber ebenbürtig und in Teilbereichen der Objektivbewertung sogar besser.)
Minolta hat im UWW-Zoom-Brennweitenbereich das 20-35mm Zoom und das Konica-Minolta 17-35 im Programm. Beide Objektive sind nicht schlecht und den derzeit auf dem deutschen Markt aufgetauchten Tokina-Nachbauten mit dem Zoom-Bereich 19-35mm für a-mount immer vorzuziehen. Ergattert man ein gut zentriertes Exemplar, ist man für Landschafts- und Architekturfotografie gut gerüstet. Bei beiden Objetiven, die gebraucht um 200 € gehandelt werden, sind die Verzeichnungen im Anfangs- und Endbereich allerdings ziemlich ausgeprägt und die chromatischen Aberationen an den Bildrändern schon störend. Die bereits erwähnte Anfälligkeit für quietschbunte Flares bei Gegenlicht ist problematisch und eine Nachbearbeitung fast immer erforderlich. Trotzdem sind beide Objektive durchaus brauchbar – was man von den preiswerten Tokina-Nachbauten nicht behaupten kann. Die sind zwar billig, aber hier bewahrheitet sich der Satz „Du bekommst, was du bezahlst“ in vollem Umfang. Für Vollformat absolut ungeeignet. Eine „gemountete“ Bierflasche dürfte ähnliche Bildergebniss liefern.
Sigma bietet aktuell ein 12-24mm für Vollformat an, aber das verzeichnet in den Endbereichen so extrem, dass man lediglich zwischen 15 und 20mm damit arbeiten kann. Nicht mehr im aktuellen Program des Herstellers ist das 15-30 D /f3.5-4.5, ein Zoom-Objektiv, dass an meinen früheren Nikon-Kameras sehr gute Ergebnisse brachte. Äusserst selten zu finden, aber dieses Objektiv gab es auch für Sony a-mount und wenn man es angeboten bekommt, sollte man zuschlagen. Für einen Gebrauchtpreis zwischen 250 und 350 € bekommt man kein besseres UWW für seine A7. Zwar ist eine Randunschärfe bis einschliesslich Blende 5.6 konstruktionsbedingt bei der Anfangsbrennweite von 15mm vorhanden, aber ab Blende 6.3 steigt die Randschärfe selbst in diesem Bereich extrem an. Im Zentrum ist die Schärfe schon bei Offenblende gut und mit jedem weiteren Stop wird auch der Kontrast sichtbar besser. Bei optimalen 8-11 ist zwischen dem Sony-Zeiss und dem Sigma bei 18, 20, 22 und 24mm kein Unterschied mehr festzustellen. Ab 26mm ist das Sigma sogar verzeichnungsfreier.
Ich habe mal für einen Zeitraum festgehalten, mit welcher Blende ich beim 15-30er meistens arbeite und heraus kam, welch Überraschung, zwischen 8 und 16. Wer also sowieso gerne mit hoher Tiefenschärfe beim UWW aufnimmt, für den ist das Sigma 15-30mm D für a-mount sicherlich eine Option, zumal es in allen Belangen dem Konica-Minolta 17-35mm überlegen ist.
Fazit
Das Budget zwingt oftmals zu Kompromisssen bei der Anschaffung des Foto-Equipments. Solange diese Kompromisse sich nicht oder nur minimal auf die Bildqualität auswirken, sind sie tragbar und enthalten sogar Möglichkeiten, die man bei einer nativen Lösungen vielleicht gar nicht gefunden hätte. Die Aussage vieler Fotoamateure, dass der Umstieg auf Sony zu teuer ist, sollte mit diesem Artikel widerlegt sein. Betrachtet man den Gesamtpreis der hier vorgestellten Objektive, kommt man inklusive des LA-EA4 Adapters auf einen Betrag von ca. 1650 €. Dafür deckt man die Brennweitenbereiche zwischen 15 und 210mm komplett ab und hat ein gutes Kit an Prime-Objektiven obendrauf, wenn es besonders präzise sein soll.
Alle hier vorgestellten und gebrauchten Objektive wurden über die Foren dslr-forum und sonyuserforum gekauft.
Diese beiden Foren sind grundsätzlich empfehlenswert – nicht nur zum handeln, sondern auch als Informationsquelle für alles rund um die Fotografie.
Artikel von Jürgen Olejok / 2017