Fast 900 LED´s beleuchten abends die begehbare „Achterbahn“ Tiger & Turtle, einer Skulptur, die im Duisburger Süden auf einer ehemaligen Abraumhalde steht. Hat man den den für ein Ruhrgebietswanderer alpinistischen Höhenunterschied von ca. 35 Metern bewältigt, belohnt nicht nur das Kunstwerk, sondern auch die Rundumsicht die Augen des Betrachters.
Die insgesamt 220 Meter lange Stahlkonstruktion ist aus fotografischer Sicht ein recht schwer abzubildendes Gebilde. Will man einen stimmigen Abendhimmel sowie einen minimalen Stadthorizont auf das Foto bekommen, hat man die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder ist der gesamte Hintergrund zu dunkel oder die leuchtstarken LED´s brennen das Foto aus. Ein guter Kompromiß ist gefragt und ein Ultra-Weitwinkel von mindestens 15mm, damit überhaupt eine Chance besteht, die komplette Skulptur auf das Bild zu bekommen.
Wer sich ein wenig mit Weitwinkel auskennt weiß, dass stürzende Linien in diesem Fall nicht zu vermeiden sind. Auch eine Objektivkorrektur in Lightroom kann nur marginal helfen – hier sind nun Bearbeitungsprogramme wie Photoshop oder Gimp gefragt. Die Nutzung der Perspektivfunktion wirkt Wunder. Als Alternative sind natürlich auch mehrere Teilfotos, die später zu einem einzigen Bild zusammengebaut werden, möglich. Allerdings ist in diesem Fall schnelles Handeln angesagt, denn Belichtungszeiten von mehr als 10 Sekunden pro Bild und sich bewegende Wolken werden zum Problem. Zudem sieht ein unter Photoshop zusammengesetzter und stark bearbeiteter Himmel meist unnatürlich aus.
Das hier vorgestellte Foto wurde mit 15mm Brennweite bei Blende 16 und 15 Sekunden Belichtungszeit mit einem Sigma 15-30mm aufgenommen. Die Tiefen, Schwarzwerte und die Dynamik wurden in Lightroom, entgegen meiner Gewohnheit, extrem bearbeitet. Die leichten Halos um die LED´s herum, sind gewollt und schon im RAW in der gleichen Intensität vorhanden. Sie sind ein unterstützendes Stilmittel meiner Fotografie, die sich nicht an der Authentizität eines Motivs, sondern an der Gestaltung eines Bildes und seiner Wirkung orientiert.

Jürgen Olejok / 2017